Pressemitteilung zur Studie sexualisierter Gewalt in der EKD und in der EKM

Landesbischof Kramer zur Studie über sexualisierte Gewalt:
„Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und Verantwortung übernehmen“
Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), begrüßt
die heute veröffentlichte Studie vom Forschungsverbund ForuM zu sexualisierter Gewalt und
anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland. „Wir
wollen hinsehen, wahrnehmen und dann einstehen dafür, was geschehen ist. Wir wollen
Verantwortung übernehmen. Dafür müssen wir uns konfrontieren lassen von dem, was Betroffene
durchlitten haben und welch furchtbare Folgen das für ihr gesamtes Leben hat“, so Friedrich
Kramer.
Die EKM begrüße die Studie ausdrücklich. Sie leiste einen wesentlichen Beitrag, um strukturelle
Probleme zu erkennen und die Präventionsarbeit und Schutzkonzepte darauf auszurichten. Die
Ergebnisse würden nun auf allen Ebenen der evangelischen Kirche intensiv diskutiert und dazu
verwendet, den innerkirchlichen Aufarbeitungsprozess zu schärfen und effektiver zu gestalten, so
der Landesbischof.
Nach Verabredung zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der
Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) sollen durch
Bundesländer regionale Aufarbeitungskommissionen berufen werden, die mit verschiedenen
wissenschaftlichen Methoden den Aufarbeitungsprozess steuern und gestalten.
In der EKM sind bei der Auswertung von mehr als 9.000 Personalakten von Pfarrpersonen aus
den Jahren 1946 bis 2020 insgesamt 49 Beschuldigte und 125 Betroffene ermittelt worden. „Dies
ist aber nur das Hellfeld sexualisierter Gewalt. Wir müssen mit einem sehr viel größeren
Dunkelfeld rechnen. Wir werden die Studie genauestens auswerten“, so Kramer.
Die EKM verfolgt die Aufarbeitung sowie Prävention von sexuellem Missbrauch konsequent und
strukturiert. So wurde bereits 2013 (als eine der ersten Gliedkirchen der EKD) ein „Unabhängiges
Entscheidungsgremium für ergänzende Hilfeleistungen für Opfer sexualisierter Gewalt innerhalb
der Kirche“ einberufen. Betroffene erhalten eine Anerkennungsleistung, mit der die EKM das
erfahrene Leid anerkennt. Ebenso seit 2013 gibt es ein umfangreiches Präventions-Konzept. Im
Frühjahr 2021 wurde durch die Landessynode das Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter
Gewalt verabschiedet. Seit zwei Jahren gibt es die Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter
Gewalt. Eingerichtet wurde zudem eine gemeinsame Meldestelle der EKM, der Kirche Anhalts
und der Diakonie Mitteldeutschlands bei einem externen Dienstleister. Die Aufgabe übernommen
hat das „Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk Kind im Zentrum“ in Lutherstadt Wittenberg.
Zudem sei ein Rahmenschutzkonzept für die Landeskirche entwickelt worden, auf dessen
Grundlage ab Januar 2024 Schutzkonzepte in den Kirchenkreisen und den Werken und
Einrichtungen implementiert werden sollen, um die Präventionsarbeit zu professionalisieren. Zwei
Mitarbeiterinnen hätten Anfang dieses Jahres bereits ihre Arbeit aufgenommen.
„Wir sind konsequent auf der Seite der Betroffenen“, so der Landesbischof.
Mehr Informationen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKM gibt es unter:
www.ekmd.de/asset/4BLKjznVTbKv-4tS2bw-Xw/02-kamin-24-sex-
gewalt.pdf?ts=1704958070202

Hintergrund:
Ende 2020 hat der Forschungsverbund ForuM (Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter
Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in
Deutschland) mit einer breit angelegten unabhängigen Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in
der evangelischen Kirche seine Arbeit aufgenommen.
ForuM ist ein unabhängiges Forschungsprojekt. Es umfasst ein Metaprojekt sowie mehrere
Teilprojekte. Beteiligte Institutionen sind die Hochschule Hannover, die Forschungsstelle für
Zeitgeschichte in Hamburg, die Bergische Universität Wuppertal, die Freie Universität Berlin, das
Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, das Universitätskrankenhaus
Hamburg-Eppendorf, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim sowie die
Universität Heidelberg. Das Forschungsprojekt wurde von der evangelischen Kirche mit ihren 20
Landeskirchen beauftragt. Die Kosten belaufen sich auf ca. 3,6 Millionen Euro. Alle 20
Landeskirchen beteiligen sich an der Finanzierung.

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